





Tagesbetreuung Boppartshof, St. Gallen
Projektwettbewerb im offenen Verfahren, 2021
Im Westen der Stadt St. Gallen, eingebettet in die Hügellandschaft des Quartiers Hinterberg-Wolfgang-Haggen, steht die neue Kindertagesstätte unter einer Gruppe von altgewachsenen Platanen. Abgerückt von der Strasse bildet sie einen Vorplatz, der den bestehenden Spielplatz und den Zugang zusammenfasst. Ihr modulierter Baukörper mit seiner geringen Höhe verzahnt sich mit der Umgebung, die gegliederte Fassade aus natürlichem Holz bricht die Grösse. Farb- und Lichtakzente signalisieren Offenheit und Wärme, das grosse Dach aus photovoltaikischen Glasschuppen Geborgenheit und Nachhaltigkeit. In familiärer Atmosphäre entsteht hier ein grosses, ganz kleines Gebäude, das mit seiner Charakterstärke zum Ausgangspunkt und Zuhause wird für die individuelle Entwicklung junger Menschen.
Bezug zum Bestand
Die bestehende Schulanlage Boppartshof mit ihren drei- bis viergeschossige Gebäuden ist ein in sich stimmiges und geschlossenes Ensemble, in dessen Massstäblichkeit sich der zweigeschossige Baukörper mit seiner vor- und zurückspringenden Fassade gut integriert. Rechtwinklig zum Turnhallen-Gebäude gesetzt, schliesst er das Sportfeld und damit den Campus Richtung Osten zur Strasse hin ab. Gleichzeitig emanzipiert sich der Neubau allerdings auch vom Bestand und tritt als zeitgenössische, eigenständige Architektur im Quartier auf. Die Kindertagesstätte möchte in Ausdruck, Typologie und Atmosphäre eine selbstbewusste Ergänzung, nicht nur Fortführung des Vorhandenen sein. Durch die Eigenständigkeit erzeugt sie so einen Gegenpol zu den Schulhäusern und eine Abwechslung im Alltag der Kinder.
Aussenraumgestaltung
Der bereits vorhandene Spielplatz wird erhalten, ergänzt und zu einem offenen und belebten Vorplatz umgenutzt. Rasenflächen wechseln sich ab mit chaussierten Wegen und gemulchten, weichen Spielfeldern. Die Wegführung wird ausgebaut und allseitig mit dem bestehenden Campus verbunden. Die bestehenden Platanen können vollständig erhalten werden und werden durch Neupflanzungen ergänzt. Kleinere Sträucher und Büsche füllen die Einfriedung und brechen den Massstab der Vegetation auf ein kindliches Mass. Der Aussengerätraum wird im Norden stirnseitig als eigenständige Laube in den Hang eingegraben und befindet sich dort an zentraler Stelle für den Spielplatz wie auch den Schulhof.
Ökologie
Die Holzbauweise und der konsequente Einsatz von Recycling-Beton senken die Graue Energie. Eingebaute Systeme werden in der abgehängten Decke und dem zentralen Steigschacht geführt und sind für Reparaturen und Umbauten leicht zugänglich. Der Dämmstandard und die Aus-formulierung des Daches aus PV-Glasschuppen entspricht dem geforderten Minergie-Standard. Die PV-Flächen können so ausgelegt werden, dass auch die bestehende Schulanlage mitversorgt wird. Die Raumtiefen und -grössen wurden auf optimale Flexibilität und Belichtung optimiert. Neben der kontrollierten Lüftung besteht auch die Möglichkeit zur Fensterlüftung und Nachtauskühlung. Der Fensteranteil liegt bei ca. 35%, der aussenliegende Sonnenschutz wirkt der sommerlichen Überhitzung entgegen.
Ökonomie
Das Gebäude wird effizient und kostengünstig geplant. Neben der sehr guten Flächeneffizienz trägt hierzu auch vor allem eine stark vereinfachte Bauweise bei. Das Projekt kommt ohne Untergeschoss und damit ohne Aushub oder grössere Erdbewegungen aus. Auf einer Bodenplatte aus Ortbeton wird in wenigen Wochen der vorfabrizierte Holzbau errichtet, gedeckt und verkleidet. Die kurze Bauzeit senkt die Kosten und verhindert eine gröbere Störung des Schulbetriebs.