



Erweiterung und Erneuerung Schulhaus Glarisegg
Wettbewerb in Zusammenarbeit mit Nora Walter, 2020
«Schulcampus Glarisegg»
Das neue Unterrichtsgebäude gleicht einem Mehrfamilienhaus. Die Unter-, Mittel-und Oberstufe sowie der Sport sind angeordnet als individuelle Einheiten, deren eigene, interne Organisation um den zentralen Ankunfts- und Garderobenraum mehr an eine Wohnung als an eine Schule erinnert. Auf dem neuen Schulcampus stehend wird das Haus umgeben von einem grosszügigen Aussenraum, dessen einzelne Bereiche fliessend ineinander übergehen und mit ihren spezifischen Charakteren und ihrer abwechslungsreichen Ausgestaltung eine Vielzahl von Aktivitäten ermöglichen - damit der ganz persönlichen und individuellen Förderung jedes Einzelnen nichts im Wege steht.
Analyse Ist-Zustand
Heute präsentieren sich die Gebäude der Schulstiftung Glarisegg als ein über die Zeit gewachsenes Ensemble aus Häusern verschiedener Epochen. Dem prägnanten, seeseitigen Duett aus Hauptgebäude und See-Schulhaus wurde vor nicht allzu langer Zeit das zeitgenössische Wohnheim hinzugefügt. Ein grosser Pausenhof wird heute von Nutzbauten und der bestehenden Mehrzweckhalle gebildet und Richtung Wohnheim klar durch das Gebäude Unterhalt abgetrennt. Die hierdurch entstehende Gasse zum ehemaligen Schulleiterhaus dient momentan der Erschliessung und Anlieferung und mündet im Vorplatz des Wohnheims. Durch diese Trennung entsteht ein „Vorne“ und ein „Hinten“, der eine Pausenhof mit seiner hohen Aufenthaltsqualität und die rückseitigen Erschliessungsräume mit ihrem eher funktionalen Charakter. Dieses einfache Gegenüber wertet die Räume und entspringt einer funktionalen Logik. Doch schöpft sie das Potenzial der Anlage nicht vollständig aus und entspricht auch nicht der tatsächlichen Nutzung, strebt die Schule doch eine möglichst offene Integration der verschiedenen Bereiche und Aktivitäten an.
Architektur & Städtebau
Wir möchten die Schulstiftung Glarisegg und ihre Umgebung als einen Campus verstehen, bei dem diese klare Trennung einer sanften Zonierung weicht. Durch die von Seeseite zurückversetzte Positionierung des neuen Unterrichtsgebäudes und die Verschiebung des Hartplatzes an die Stelle des ehemaligen Gebäudes Unterhalt wird ein Raumkontinuum geschaffen, das die gesamte Anlage in ihrem Inneren verbindet und damit aufwertet. Hierbei entstehen Räume verschiedener Grössen und Prägungen, die Orte der Aktivität oder auch des Rückzugs werden können. Vom seeseitigen Ankunfts- und Pausenplatz mit seinem integrierten Spielplatz über den zentralen, multifunktionalen Hartplatz hin zum intimeren Schülergarten zoniert, aktiviert und prägt der Neubau hier dreiseitig seine direkte Umgebung.
Auch in seinem Inneren skaliert das Gebäude das Zusammensein auf vielen Ebenen und kommt damit unterschiedlichen Bedürfnissen nach. Die drei Klassenstufen und der Sport werden als separate Einheiten mit eigenen Zugängen und Aussenraumbezügen formuliert. Innerhalb der Einheit erinnert nichts an eine Schule, die Organisation gleicht der einer Wohnung. Mit der in jeder Einheit zentralen Garderobe wird ein Pufferraum geschaffen, der den Massstab des Gebäudes in der inneren Organisation herunterbricht. Durch die Vielzahl an Zu- und Ausgängen wird eine Entflechtung der Personenströme und damit ein reibungsloser Betrieb und Adaptierbarkeit an verschiedene Bedürfnisse gewährleistet.
Die einzelnen Gruppen haben jeweils ihren eigenen Zugang zum Aussenraum, drei der vier sind sogar unabhängig von Aussen zugänglich. Und dennoch schafft die hausinterne Erschliessung eine Nähe und Erreichbarkeit, die funktional im alltäglichen Betrieb von grossem Vorteil ist. Je nach Nutzung fühlt sich das Haus deshalb ganz gross, oder auch ganz klein an. Es schafft eine Gemeinschaft unter einem Dach, die Identität stiftet und dabei Freiraum lässt für die persönliche und individuelle Aneignung.